Georg Brenninger wurde am 18.12.1909 in Niederbayern geboren. Er selbst schreibt: „Mein Geburtsort liegt in einem alten Bauernland. Es ist der Markt Velden an einem kleinen Fluss, der Vils, gelegen. Die nächsten größeren Städte sind Landshut und Passau. Die Gegend ist nicht so großartig wie die Alpen. Fruchtbare Äcker und Wiesen reihen sich an sanfte Hügel und weite Täler. Alte Bäume begleiten gewundene Straßen. Aus uralten Zeiten ist ein gutes Wissen um die großen einfachen Dinge des Lebens erhalten geblieben. Von Geburt und Tod, Jugend, Liebe und Alter. Mein Vater war Maurermeister. Er baute vorwiegend Bauernhöfe. Auch ich begann als Maurer und wurde sein Gehilfe. Durch das Bauhandwerk kam ich zur Bildhauerei.“
Die Liebe zum Bau blieb ihm sein ganzes Leben erhalten, ebenso auch die tiefe Verbundenheit zu seiner bäuerlichen Heimat und zur Natur.
1928 übersiedelte Georg Brenninger nach München und bildete sich an der Baugewerbeschule fort. Nebenbei fertigte er Grabmäler für die Bürger in seiner Heimat, um seine Familie zu unterstützen, die durch die schwere Krankheit des Vaters in große Not geraten war.
1930 bis 1932 studierte Brenninger als Gasthörer Architektur bei Prof. Theodor Fischer an der Technischen Universität München. Prof. Fischer fiel das starke plastische Talent des 20jährigen auf. Er beauftragte ihn, die vier Evangelisten über dem Kirchenportal der protestantischen Kirche in Gauting in Stein zu hauen.
1932 wechselte Brenninger, getrieben durch seine starke bildhauerische Begabung, an die Akademie der Bildenden Künste in München. Bei dem berühmten Lehrer Prof. Hahn, der selbst aus der Tradition Adolf von Hildebrandt hervorgegangen war, lernte er die klassischen Gesetze der Bildhauerkunst. Brenninger verehrte seinen Lehrer lebenslang.
Sehr bald werden persönliche Züge in seinen Arbeiten deutlich. Er sucht die Darstellung der beseelten menschlichen Gestalt (Flickerin, Bauernbub).
1939 unterbrach der Krieg Brenningers künstlerische Laufbahn. Als Berichterstatter nahm er am Kriegsgeschehen teil.
1943 wurde Brenninger in Russland schwer verwundet. Viele Jahre litt er an den Folgen der schweren Verletzungen. Doch auch in dieser Zeit entwickelte er mit großer Phantasie sein künstlerisches Talent.
1945 Als freier Bildhauer erneuerte Brenninger mit seinen Bildhauerkollegen Ludwig Kaspar, Josef Henselmann, Anton Hiller, Toni Stadler, Heinz Kirchner und Felix Wrampe „die Münchner Schule“. Sie ist eine Wiederbesinnung auf die Urelemente der plastischen Kunst mit statuarisch klassischen Formen der Skulpturen. Sie entstand in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Seine Werke aus diesen Jahren folgen dem statischen Prinzip der archaischen Kunst (Jünglingstorso, Schwimmerin, Dame mit Hut, Kruzifix, Mater Dolorosa).
1953 Das Thema „Mutter“ beschäftigte Brenninger über mehrere Jahre, und aus der Plastik „Meine Mutter“ eine müde, alternde Frau, wurde im Jahre 1943 die ergreifende Gestalt der um íhren Sohn trauernden Mutter im Soldatenfriedhof in Thannhausen in Schwaben. Die eindrucksvolle Skulptur wird umgeben von 34 gerundeten Steinkreuzen, die die Namen der Gefallenen tragen.
1954 Alsbald verschwindet in Brenningers Werken die individuelle Gestalt des Menschen. Seine konsequent fortschreitende künstlerische Entwicklung führte ihn weg von der archaischen Schule und dem raumhaften Volumen – hin zu entmaterialisierten konstruktiven und gerüstartigen Gebilden. Jede freistehende Skulptur war für ihn ein Stück Architektur und musste das im Bau gültige Gesetz von Horizontale und Vertikale erfüllen. Seine Abstraktionen entwickelte er aus einem intensiven Naturstudium (Brunnen Sophie-Scholl-Gymnasium , Vogelbaum, verschränkte Figuren , Felsenbrunnen Universität Fulda , Felsenbrunnen am Englischen Garten, München ).
1957 Brenninger wendete sich auch immer wieder religiösen Themen zu. Die 13 Meter hohe Steinwand als Träger des heiligen Wortes ist eine überzeugende und für den Maurer, Architekten und Bildhauer charakteristische Idee (Kirche in Söcking bei Starnberg, Johannes-Evangelium ).
Aus dem eigenen Erlebnis des Lehrers zu den Schülern gestaltete er die „Bergpredigt“: Der Lehrende, einsam inmitten einer geistig zu ordnenden Menge. Diese Gestaltungsaufgabe löste er in mehreren Fassungen (Kirchenportal Germering , Bronze; Soldatenfriedhof Neu-Germering, Stein).
1964 gewann Georg Brenninger den Bildhauerwettbewerb für die Ausschmückung des Westgiebels des Nationaltheaters in München. Damit kam eine in ihrer Problematik fast unlösbare Aufgabe auf ihn zu. Die Figuren mussten sich in Form, Haltung und plastischer Erscheinung dem klassizistischen Gesamtbild des Theaterbaus nicht nur anpassen, sondern auch unterordnen – doch sie sollten auch den Geist unserer Zeit verkörpern. Diese Aufgabe wurde wohl zur größten Herausforderung seiner künstlerischen Laufbahn, denn er betrat gestalterisches Neuland.
Es war eine Gratwanderung zwischen Sein und Nichtsein.
Brenninger gelang dieses Wagnis – eindrucksvoll hat er das leere Giebelfeld über den korinthischen Säulen des Münchner Opernhauses mit den Gestalten seiner Phantasie – Apoll inmitten der 9 Musen – bevölkert.
Mit der Enthüllung des Werkes am 17. Juli 1972 anlässlich der olympischen Spiele in München wurde er endgültig zum Patriarchen der Münchner Monumentalskulpturen.
1974 Zu Brenningers Spätwerken zählt der – in völliger Versunkenheit betende Mönch „La Prière “ – das Gebet. Die Gestalt mit den knappen Umrissen ist nur auf sich selbst konzentriert und nimmt die Umwelt nicht wahr. Neben geistiger Reife strahlt dieses Kunstwerk große Ruhe und Kraft aus. Es offenbart sich die Sprache eines intuitiven Miterlebens.
Als Symbol des Friedens beschäftigte auch ihn – wie viele andere Künstler – die Taube. In vielfältigen Variationen schmückte er Brunnen und Stelen mit Tauben. Für die Gartengewässer der neuen Pinakothek in München gestaltete er in starker Abstraktion die „Fünf Kontinente “. Unaufhörlich simulieren die kleinen Wellen die Wogen der Ozeane und plätschern gegen die Ufer der fünf Erdteile.
Der Bildhauer Georg Brenninger hat ein reiches Lebenswerk hinterlassen. Seine Skulpturen und Brunnen stehen in vielen in- und ausländischen Museen und auf freien Plätzen.