(Vorwort Broschüre „Heimatsohn und Künstlerfürst“)

Nur wenige Jahre waren mir vergönnt, die Freundschaft mit Professor Georg Brenninger zu erleben. Wir hatten uns auf einem Festessen in Thannhausen, das seine Frau Margarete für ihn und einige Freunde gab, kennengelernt. Sie war es, die auch nach der Trennung ihn künstlerisch und persönlich unterstützte und ihm bis zu seinem Tod eine wertvolle Partnerin geblieben ist. 20 Jahre zuvor hatte mich bereits die Diskussion um die Figuren am Nationaltheater in München bewegt. Es gab darüber eine kontroverse Debatte und ich freue mich bei jedem Gang durch Münchens schöne Mitte, beim Blick auf die Oper, an Georg Brenninger erinnert zu werden. Schon wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg hatte er in meiner näheren Heimat in Thannhausen, dem Geburtsort und Lebensmittelpunkt seiner Frau Margarete, ein ganz anderes Denkmal für die gefallenen Soldaten geschaffen. Es waren nicht die tragischen Helden und martialischen Schlachten, die er versuchte nachzubilden. Eine traurige und einsame Mutter hebt ihre leeren Hände und weiß, dass der geliebte Sohn nie mehr zurückkehren wird.

Es ist das bewegendste Denkmal an den Krieg, das ich kenne. Georg Brenninger hat sich dabei sicherlich seiner eigenen Erfahrungen im Weltkrieg erinnert und die Gefahren und das Denken der Soldaten und ihrer Angehörigen ausdrucksstark zu einer Figur verewigt. Ich kannte seine Tauben und einige Brunnen und erlebte mit ihm unvergessliche Stunden in seinem Atelier in der Georgenstraße. Dort fiel mir ein kleines Buberl besonders in die Augen. Könnte man das erwerben, war meine Frage an ihn. Er verneinte und erzählte mir, dieses Stück sei nicht mehr auf dem Markt und auch sonst nicht erhältlich. Eines Tages flüsterte mir Frau Margarete Ammon zu, er arbeite wohl an einem neuen Guss für das Buberl. Und das Unerwartete geschah. Am Heiligen Abend 1985 oder 1986 kam ein Bote und gab ein größeres schweres Paket ab. Als ich es auspackte, kam das wunderbare Buberl von Georg Brenninger zum Vorschein. Es war eines der schönsten Weihnachtsgeschenke in meinem Leben. Diese Figur hat einen Ehrenplatz in meinem Wohnzimmer und jeden Tag denke ich an Georg Brenninger.

Das Buberl ist entstanden, als er als Maurermeister eine Mauer aufrichtete und ein kleiner Nachbarbub im Hemd jeden Morgen vorbeikam und sich an der Mauer zu schaffen machte. Als ihn der gestrenge Georg Brenninger zur Rede stellte, stand der Bub unschuldig und unschlüssig über die Zurechtweisung da und wusste nicht, was er tun solle. Diese Szene hat Georg Brenninger zu einer eindrucksvollen Skulptur über ein Kind verarbeitet. In seinen Werken, vor allem in Kirchen und auf Friedhöfen, scheint eine Theologie der Hoffnung und der Versöhnung mit Gott auf. Er war trotz aller Leidenschaftlichkeit und Liberalität ein gläubiger Mensch. Das Grabmal auf seiner letzten Stätte in Velden zeigt das letzte Denken und letztlich die Seele von Georg Brenninger auf. Eine Kopie davon steht im Prämonstratenserkloster in Roggenburg und könnte die verinnerlichte Welt eines Mönches nicht besser erklären. Am Tag vor meiner Wahl zum Parteivorsitzenden der CSU im November 1988 haben wir ihn in Velden zu Grabe getragen. Viele Menschen aus seiner niederbayerischen Heimat, aber auch aus Schwaben, aus seinem geliebten München und von überall, wo er seine unvergesslichen Werke geschaffen hat, gaben ihm ihr letztes Geleit. Mehr als 20 Jahre nach seinem Tod bleibt er ein unvergesslicher großer bayerischer Künstler mit internationalem Format. Sein Heimatort Velden kann bei einem Spaziergang durch den Ort am besten und in größter Dichte zeigen, wozu dieser große Künstler fähig war. Uns bleibt er ein bewunderter Freund und Künstler.